The Missing Link: nach dem ich vor einigen Jahren bereits von Avignon durch die Carmargue und dann entlang der Mittelmeerküste gefahren bin und auch auf verschlungenen Pfaden durch Eifel, Saarland und Elsass bis Freiburg gefahren bin, war da noch „der weiße Fleck“ zwischen Mulhouse und Avignon. 🚲 Mont-Ventoux-Brevet hieß das Zauberwort: hinter dem klangvollen Namen verbarg sich genau dieses „fehlende Stück“ - indem es von Freiburg über Mulhouse, den Rhein-Rhone-Kanal und Rhone entlang, dann aber auch ins Vercour durch die Berge bis Nyons gehen sollte. ☔️ Berichte vom Vorjahr („Hunderte Kilometer Regen, Hunderte Kilometer Starker Gegenwind“) schreckten mich nicht wirklich ab - so schlimm musste es ja nicht werden, auch wenn Im März die Temperaturen im Gebirge teilweise unter Null sind, vielleicht noch Schnee liegt, Gegenwind, ,.... es gab einige Gründe sich das genau zu überlegen.🏔 Aber dieses Mal sollte es doch hoffentlich anders sein - und war es anders: die Rahmenbedingungen waren hervorragend: nur Sonne und Wind meist aus der „richtigen Richtung“. ☀️ Nichtsdestotrotz hatte ich gehörigen Respekt - der noch größer wurde als ich am Vorabend im Augustiner mich mit anderen Fahrern traf: neben mir zwei Trans-Am(erika)-Fahrer aus der Schweiz und Deutschland, ein anderer hatte für dieses Jahr das Transcontinental fest eingeplant - eine illustre Runde war das.😉 Mein Ziel war in der Zeit anzukommen (40 Stunden war das Limit)... und noch was von der Landschaft zu sehen um - trotz der zu erwartenden Strapazen - die Fahrt auch zu genießen.🚲 Am Mittwoch um kurz nach 3 Uhr brach ich bei meinem Schwager in Sexau auf und machte mich auf den Weg nach Freiburg. Das Navi war so früh noch durcheinander (oder ich): als ich in Vörstetten war, merkte ich noch rechtzeitig, dass ich in die falsche Richtung fuhr, also umdrehen.😉 In Freiburg wartete ein verdächtig opulentes Frühstück auf die Fahrer, sodass noch einmal richtig zugelangt werden konnte.☕️ 5:00 Uhr ging es dann los. Noch war es recht frisch (saukalt) als es durchs Markgräflerland und dann über den Rhein Richtung Mulhouse ging. Dahinter wartete das „Neuland“ auf mich: die Strecke führte durch die burgundische Pforte am Rhein-Rhone-Kanal entlang. Dieser Kanal zeichnet sich durch seine zahlreichen Schleusen aus, um den Höhenunterschied zu überwinden. Teilweise folgte Schleuse auf Schleuse, fast schon wie Neptune’s Staircase am Caledinian Channel.
Im weiteren Verlauf ging es dann Weg vom Kanal (mit einigen Höhenmeter) hinüber ins Rhonetal.🏔
Es lief gut, richtig gut: schnell, aber nicht zu schnell (für mich). Pünktlich zu Mittag war die erste Kontrolle in Besançon: 200 km in 7 Stunden - das gab mir „Luft“ für die Berge: ich liebe die Berge - aber mit dem Fahrrad sie zu erklimmen fällt mir immer noch schwer... und im Hinterkopf hatte ich noch das Höhenprofil mit einem Abschnitt von 2000 Höhenmeter auf 100 km. 🏔 Weiter ging die rasante Fahrt bis nach 370 km in Amberieux die letzte Kontrolle war, bevor es in die Nacht gehen sollte: zahlreiche Randonneure waren hier und versuchten etwas zu schlafen. „Schlafen oder Durchfahren“, das war die Frage und je nach Fahrer reichten die Lösungen von Hotel über biwakieren bis durchfahren. Übernachtung im Hotel kam für mich nicht in Frage, da dann das Zeitlimit nicht einzuhalten wäre. Mit Biwaksack ausgestattet suchten sich einige Fahrer einen Schlafplatz - bei zu erwartenden Temperaturen um den Gefrierpunkt behagte mir der Gedanke nicht. Also durchfahren, sich „warmfahren“.🚲 Nach dem Zwiebelprinzip in zahlreiche Lagen Windstopper, Merino und andere Stoffe „gehüllt“ fuhr ich dann nach knapp zwei Stunden mit drei weiteren Fahrern weiter. Bis 2:00 Uhr waren sie dabei, dann wollten sie doch noch irgendwo schlafen - also ging es alleine weiter durch die kalte Nacht. Die Temperaturen sanken auf -4 Grad und so langsam kroch die Kälte durch die Handschuhe.
Der Ort „Chatte“ war meine Hoffnung: hier gab es eine Bäckerei und Kaffee. Pünktlich noch vor 6:00 stand ich vor der Bäckerei. Der Bäcker nahm mich mit in die Backstube, wo ich vor einem großen, holzbefeueeten Ofen langsam auftaute. ☕️ Jetzt stand der schwierigste Abschnitt vor mir: viele Höhenmeter - aber ich hatte mir ein gutes Zeitpolster angefahren 🏔 Leoncel im Vercour war das nächste Ziel. Nach schweißtreibenden Stunden war ich endlich oben - um dann festzustellen, dass das einzige Restaurant hier geschlossen hatte. Nichts mit „kräftiger Suppe“. 🍽 Weiter also in rasanter Abfahrt in deren Verlauf später eine Bar mit einem hervorragendem Menü für Entschädigung sorgte.🍽 Aber ich war noch lange nicht am Ziel: zwei weitere Pässe warteten noch auf mich: den letzten ging es - quasi als „Grande Finale“ abschließend durch eine spektakuläre Schlucht mit Felsüberhängen hinab nach Nyons🏔. Gute 37 Stunden, vollgepackt mit vielen Erlebnissen, Landschaftseindrücken, netten Gesprächen zwischendurch .... und das alles bei strahlendem Sonnenschein!☀️
Meine Ambitionen auch noch auf den Mont Ventoux zu fahren waren nicht so groß: nicht jetzt, ein anderes Mal.🏔 Ich zog es vor, den Weg nach Avignon über Carpentras „entspannt“ anzugehen. Nach knapp 120 km erreichte ich dann Avignon mit seinem Papstpalast, der so oft besungenen Brücke und der schönen Altstadt.🚲 Vielen Dank an Walter und ARA Freiburg, dass ihr diese Veranstaltung angeboten habt! Ich habe sie sehr genossen😄