Noch mal Persistenz, Glas, 400km, gespaltene Persönlichkeiten, eine These und offene Fragen

Autor
Urban Hilpert
Datum
20.05.2014

Nun, auch ich gebe zu, ein weithin bekanntes amerikanisches Unternehmen bemüht zu haben um dem Bericht meines geschätzten Partners folgen zu können.
Wenn in einer Worterklärung (Wikipedia) unter nur wenig Anderem Begriffe und Verlinkungen wie

  • körperlich: Ausdauer
  • ontologisch: Beharrlichkeit
  • charakterlich: Ausdauer (Psychologie)
  • persistente Welt: in Rollenspielen die im Hintergrund stehende Spielwelt
  • Persistenz: Wettervorhersage

auftauchen, dann wird schon in der Überschrift klar, dass unser Walter den Nagel mal wieder auf den Kopf getroffen hat.
Wir gehen Dingen auf den Grund und so musste ich erfahren, dass auch die ursprüngliche Wortbedeutung der Persistenz im Hinblick auf das Brevetfahren durchaus sinnhaltig ist. Das Wort stammt nämlich aus lat.: per „ganz, völlig“ und  lat.: sistere „stillstehen“.
Meine Räder standen wenige Kilometer vor der Auffahrt auf den Servance still. Wo nur war meine Energie geblieben? Der Berg türmte sich schier unüberwindlich vor mir auf und ich sah keine Chance in dem Zustand da raufzukommen. Ich war nur eins: Müde. Mitten am Tag unendlich müde. Völlig am A. Dass ich jede Rampe und  jede Kurve des Anstiegs kenne und inzwischen so einige Male bewältigt habe war eine nette Erinnerung aber half mir kein bisschen weiter – ganz im Gegenteil…
Ich verschloss meine Augen vor dieser Herausforderung. Wörtlich. Dies geschah auf der harten, zu kurzen Holzbank einer Bushaltestelle, an einer französischen Landstraße, bestimmt zehn Kilometer von jeder größeren menschlichen Ansiedlung entfernt. Gegenüber nur noch ein kleines, recht verkommen wirkendes, einzelnes Landhaus, auf den zweiten Blick erst war zu erkennen, dass es offensichtlich noch bewohnt sein dürfte.
Direkt neben der Bushaltestelle ein Glascontainer. Wer um Himmels willen kommt auf die Idee, an einem solchen Ort einen Glascontainer aufzustellen?  Eine planerische Maßnahme zur Steigerung des öffentlichen Nahverkehrs?

Der große Seiher (sh. Bericht von Karl Wittmann) hatte sein Himmelssieb tatsächlich mal kurz beiseitegelegt, langweilte sich vermutlich und beschloss, sich ein wenig mit seinen Geschöpfen zu unterhalten. So lenkte er die Schritte eines kleinen, stämmigen Franzosen –ich nenne ihn Tschack, den Zerstörer- mit einem vollbeladenen Kombi zu eben diesem Glascontainer neben dem ich tiefem Erschöpfungsschlaf erlag. Ob er dies tat um mich zu ärgern oder zu testen oder um mir mein Brevet zu retten, weiß nur er allein. Vielleicht hatte es auch gar nichts mit mir zu tun und es war aus mir unerfindlichen Gründen immens wichtig, dass Tschack in just dieser Minute die gesammelten Vorräte der letzten zehn Jahre entsorgte. Vielleicht hat er damit die Welt gerettet (Schmetterlingseffekt Link: de.wikipedia.org/wiki/Schmetterlingseffekt) Kann ein Flaschenwurf in der Nähe von Belfort eine Homologation in Freiburg retten?


Der Container wird jedenfalls, wenn überhaupt jemals, nicht oft frequentiert. Dies stellte ich sehr bald nach Eintreffen des röhrenden Kombis mit defektem Auspuff beim Aufschlagen der Flaschen auf dem Metallboden fest. Ein Mensch mit Schmackes in den Armen, der so seine Flaschen zerdeppert während ein behelmter Zeitgenosse nebenan ruht, hätte aggressiv, bösartig oder radlerphob sein können. Falsch, ein Genießer. Ein Mensch, der auf diese Weise seine Flaschen entsorgt, ist mit sich und der Welt im Reinen. Ruhig und bedächtig, ja andächtig. So ein Mensch kennt keine Eile und keine unnötige Hast ist unbeirrbar und lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Aus dem ständig wechselnden Rhythmus der aufschlagenden Flaschen schloss ich, dass er sich durch das Eine oder Andere Fläschchen gern noch mal an Geschmäcke, Gesellschaften, Begebenheiten und Gespräche erinnern ließ, viele Etiketten wurden wohl noch ein letztes Mal studiert, gedreht und genossen. Ja, sogar ich auf meiner harten Bank begann mich zu fragen, welches Tröpfchen er gerade entsorgte, versuchte im Halbschlaf Wein- und Bierflaschen und Jahrgänge zu unterscheiden, dämmerte beim Klang von französischen Domaines und belgischen Bieren zuweilen weg bis wieder. Wieder andere Behältnisse wurden in kindlichem Spieltrieb und Steigerungsrausch im Stakkato zerdeppert, wahrscheinlich so schnell und lieblos wie sie einst auch geleert wurden.
Meine aufkeimende Hoffnung bei größeren Abständen, dass jetzt endlich  die letzte Flasche geworfen sein müsse, zerschlug sich aufs Neue und aufs Neue und aufs Neue. Außerdem hatte der gute Mann die Dauer seines Aufenthalts wohl selbst falsch eingeschätzt. Sonst hätte er doch sicherlich den Motor ausgestellt? Auch der ernsthafte Versuch, mich allein auf das gleichmäßige und potentiell einschläfernde Brummen und Schettern des Auspuffs zu konzentrieren wollte mir nicht so recht gelingen: Ich hatte zu akzeptieren, dass mein Mittagsschlaf beendet war. Ein weiteres Verharren in meiner Position machte keinen Sinn mehr.
Ein schneller, doch intensiver Blickkontakt zeigte mir, dass mein Psychogramm von Tschack wohl nicht weit von der Wahrheit entfernt und er sich keinerlei Schuld bewusst war. Eine gewisse Konzentration auf das Eigene und gewisse verengte Wahrnehmungen was die menschliche und sonstige Umwelt betrifft, stützt und fördert die eigene Seelenruhe und Wohlbefinden. Kann dies gar zum Glück führen? Eine kurze, skurrile und zumindest einerseits sehr intensiv wahrgenommene Begegnung und Überschneidung der Lebenswege von zwei Menschen aus scheinbar völlig fremden Welten an einer beliebigen französischen Landstraße. Bedeutungslos?

Ich kurbelte davon, immer noch zersplitterndes Glas im Rücken und wendete mich meiner Mission zu. Der Schlaf hatte mir zwar gutgetan, doch noch immer zweifelte ich und traute mich nicht so recht ran an den Berg. Eher nach weiterem Aufschub, Verzögerung und Aufmunterung suchend, als nach Nahrung gesellte ich mich beim  Supermarkt in Plancher Bas zu Manfred. Ingrid kam hinzu und ich schilderte meine Situation. Nun, Mitleid hatte ich auch hier wenig zu erwarten. Ich musste mich jetzt fragen, was sich so viele Brevetfahrer wohl schon so oft gefragt haben: Warum um Himmels willen muss ich diesen Berg hinauf? Welches teuflische Gehirn ersinnt solche Strecken?BRM400 2014
Manfred fragte, ob er mir einen Tipp geben dürfe: „Na, schau doch mal in den Spiegel!“. Meine Antwort, dass ich den Menschen im Spiegel wohl momentan nicht erkennen würde, wurde mir auch Stunden später von Ralph bestätigt, der mit Tanja am Supermarkt vorbeirauschte und mit einem Seitenblick bemerkt hatte: „Urban, beim Servance sahst Du aber gar nicht gut aus!“ Nun, wenn jetzt auch noch verlangt wird, dass Brevet-Organisatoren gut aussehen sollen, dann können wir das Randonneursunwesen in Deutschland wohl getrost begraben. Dann sollen die Leute halt in Italien, Spanien oder Griechenland Brevets fahren. Vielleicht noch Schweden oder Luxemburg. Die Vorbeifahrt von Tanja und Ralph sagte mir aber auch dass mir wohl nur wenige Minuten oder gar Sekunden Tiefschlaf vergönnt gewesen waren, da ich sie ja am Ende ihrer Pause noch in Belfort gesehen hatte. In solchen Situationen schaue ich nie auf die Uhr und setze mich nie unter Druck. Der Körper soll sich holen, was er braucht und wenn es nicht geht oder reicht dann ist es halt so. Brevet und gelbes Kärtchen hin oder her, es gibt Dinge, die sollte und kann man nicht mit Gewalt und Druck erzwingen – dies führt meist eher zum Kurzschluss. Brevet fahren heißt für mich fließen lassen, wenn es mal nicht läuft, anhalten, ruhig bleiben, das Wasser sucht sich seinen Weg – meist einen eigenen und nicht den geplanten – irgendwann läuft es wieder. Oder eben auch nicht, das ist dann wohl zu akzeptieren, weil man so Manches nun mal nicht ändern kann.

Aber immer noch stand der Berg vor uns. Je länger ich darüber nachdachte, desto unbezwingbarer schien er mir. Helfen konnte mir niemand und in solchen Situationen ist man allein. Die Frage, warum ich mich da raufquälen soll war ja immer noch offen und nur ich allein konnte sie beantworten. Konnte ich? Ich hatte sie auch nicht einige Stunden vorher am Vogelsang dem Heikki beantworten können. „Urban, du musst mir jetzt aber ganz gut erklären, warum dieser Berg jetzt nötig war!?“ Wie sollte ich mir denn den Servance erklären, wenn ich schon beim Vogelsang ins Stottern komme?
Ein Bergsteiger wurde einmal gefragt, warum er immer wieder auf Berge steigt: „Weil sie da sind“. Entschuldige Heikki, ich kann Dir keine plausible Antwort geben. Eine Gegenfrage ist vielleicht nicht fair, eine gute Antwort darauf könnte aber durchaus erhellend sein, auch für mich: „Warum kommst Du immer wieder?“

Die Menschheit hat neben tausenderelei unwichtigen Dingen auch die Fähigkeit erhalten, Brevets zu ersinnen, so manche Menschen haben den Willen, sie trotz mannigfaltiger Widrigkeiten zu überstehen und in wunderbarer Weise haben genau Dieselben meist auch die Gabe all die sonnigen und mondbeschienenen Seiten beglückt wahrzunehmen.
Eine gewisse charakterliche Persistenz (badisch +  syn. Duden: Sturheit) wird mir im Allgemeinen nicht abgesprochen und so setzte ich mich wieder mal auf den Bock ganz kurz bevor mich die Schizophrenie zu überwältigen drohte. Immer noch hätte ich dem Streckenplaner eine in die Fresse gehauen, hätte ich ihn nur zu fassen gekriegt. Aber ich sah keine andere Ausflucht aus meiner Situation als die nach vorn bzw. oben. Die Frage, wie weit ich kommen würde, ließ sich nun mal nicht im Supermarkt entscheiden und nirgendwo sonst und niemals wieder in meinem Leben würde ich jemals die Antwort darauf erhalten, hätte ich es nicht wenigstens versucht.

Wir drei kurbelten in sehr lockerem Verband los, jeder Allein in seinen Gedanken und doch zusammen. Ein einmaliges Gespann, das der Zufall oder der große Seihende mit Hilfe vom Zerstörer zusammengestellt hatte, machte sich an den Abhängen des Bergs zu schaffen. Wir waren zu Dritt, obwohl oft außer Sichtweite, die ganze Zeit. Ich kann mich an kein Auto und keinen anderen Menschen erinnern. Wir tauchten in Ruhe und intensivem Grün in allen Schattierungen. Zu hören nur unbeschwerte Vögel in ihrer Leichtigkeit und, wenn man genau hinhörte, das eintönige Ziehen der Kette über den größten Kranz. Ein wahrlich winziger Moment in der Ewigkeit des Berges. Aber auch die Ewigkeit des Berges ist ein nur kleiner Moment in der Ewigkeit der Planeten. Was ist die Ewigkeit der Planeten? Nichts, aber rein gar nichts im Vergleich zur gefühlten Ewigkeit einer solchen Auffahrt. Eine Ewigkeit will wahrgenommen werden um überhaupt existent zu sein. Aber jede Ewigkeit geht ja mal zu Ende und so fanden wir uns zusammen auf der Passhöhe und suchten intensiv nach der Lösung der Kontrollfrage. Wer mag, kann das ruhig als Anzeichen der fortschreitenden Schizophrenie sehen, der geistige Verfall näherte sich wohl dem Körperlichen.

Eine von mir bei vielen Gelegenheiten und Anlässen, bei denen meist vergorene Erfrischungsgetränke im Spiel waren getätigte Behauptung stand nun vor dem eigenen Prüfstein: „Wer den Servance einigermaßen gut packt, hat den 400er so gut wie im Sack“. Die These hört sich recht gewagt an, bedenkt man, dass man da oben noch nicht einmal die Hälfte der Strecke gefahren ist. Aber wer unsere Brevets nur unter dem Aspekt der Kilometer betrachtet, ist meist schlecht beraten. Das prägende Element, mit dem wir so gern spielen, ist die unterschiedliche Verteilung und Charakterisik der Höhenmeter. Die These stimmt absolut und zu 100%. Vorausgesetzt, man macht keine elementaren Fehler, was die Energieversorgung betrifft, der Bewegungsapparat und Psyche halten durch, Kurbel und Felgen brechen nicht und die Welt bleibt persistent. Einer Ankunft in Freiburg stehen ja nur noch die Hügel bis Remiremont, die langen Wellen bei Gerardmer, der Waldweg auf Col Louchbach und Bonhomme, das Kopfsteinpflaster von Kaysersberg, , die endlosen Öden der nächtlichen Rheinebene und das unbeleuchtete, gefährliche Partyvolk entlang der Dreisam im Weg. Alles in Allem grad mal über zweihundert Kilometer. Also alles Peanuts, wenn man die Sturmwarnung in den Vogesen dieses Jahr mal nicht überbewerten will.

Wieder mal verzaubert mich das „Plateau des Mille Etangs“. Viel zu kurz ist das Verweilen in der Zeitlosigkeit dieser Landschaft. Weiter rolle ich in wechselnden Gruppen kontrolliert und ruhig zurück zum Hauptkamm der Vogesen. Dieses Brevet war wahrlich eine Prüfung für mich, aber Regen gehörte, dem Seihenden sei Dank, nicht dazu. Dieser Kelch wurde mir erspart, wer weiß, ob dies dann nicht doch noch den Ausschlag in die andere Richtung gegeben hätte. Beim einzigen kurzen Guss saß ich mit zweien, die noch nie in ihrem Leben vierhundert Kilometer gefahren waren vor gefüllten Pommes-Schalen in Luxeuil les Bains, ja von wenigen, versprengten Tropfen abgesehen und einigen tropfnassen Straßen blieb ich komplett trocken. Andere hatten da weniger Glück, wenig vor mir und wenig nach mir mussten die Fahrer durch teils richtig krasses Wetter. Also war mein Einbruch letzten Endes nun auf einmal Glück?

Am letzten, entscheidenden Berg jedoch wäre ich gern allein mit mir und meiner zurückkehrenden Erschöpfung gewesen, was ich meinem letzten Mitfahrer wohl allzu deutlich zu verstehen gab. Es brauchte alle Energie um zu kurbeln, die soziale Kompetenz blieb dabei auf der Strecke, irgendwo in den unendlichen nächtlichen Wäldern zwischen Gerardmer und Bonhomme. Ich begann mich in mich zurückzuziehen, in Welten, die mit der Realität nur mittelbar zu tun haben und jedes Zurückholen in diese empfand ich als massive Störung. Jede Antwort, die ich geben musste war mir zu viel, jedes Wort, das gesprochen werden musste schien Energie zu fressen, zu jeder Bemerkung fühlte ich mich gegen meinen Willen gezwungen. Entschuldige bitte, Klaus – ich war wohl alles Andere als ein angenehmer Mitfahrer!
Die Auffahrt auf winzigem Sträßchen auf den Col Louchbach in der Nacht ist ein Radfahrerlebnis wie es nur ein Brevet bieten kann. Bergauf inmitten der Tiefe und Verlorenheit des Waldes. Treten und Kurbeln. Längst schon hab ich das Gefühl für Zeit und Raum verloren. Wo bin ich? Was mach ich hier? Zustand zwischen hier und irgendwo. Ich will noch nicht mal mehr oben ankommen, ich bin nur noch. Hier und jetzt.  Der Sturm über mir rauscht in den Wipfeln und reißt an tausend Ästen. Was sind das sonst noch für Geräusche um mich rum? Habe ich Angst? Die Faszination überwiegt bei weitem. Auch diese Ewigkeit endet, ich sehe ein Licht, weit, weit vorn. Klaus wartet wieder. Ralph und Tanja schließen auf. Die Abfahrt vom windumtosten Bonhomme verzögere ich bewusst und ich bin allein.

Die Rückfahrt durch die Rheinebene auf trockenen Straßen durch ausgestorbene Ortschaften und Weiler mit massivem Rückenwind hätte unter anderen Umständen ein Traum sein können, aber der Kampf gegen Schlaf und Müdigkeit macht diese doch recht zäh und fordert noch mal zwei Schlafpausen. Aber durch das Bewusstsein, endlich alle Schwierigkeiten hinter mir zu haben, wird es leicht und so kurbel ich unbeschwert, ja freudig dem Ziel entgegen. Nun habe ich „alle Zeit der Welt“ und könnte bei Bedarf noch stundenlang schlafen um im Zeitlimit ans Ziel zu kommen. Jeder Druck ist von mir gewichen.
Da ich glaubte, ein Blick auf den Plan wäre nicht mehr nötig, nahm ich irgendwo auch noch den falschen Weg. Selbst schuld, sagte der Streckenplaner – hättest Du mal besser in meinen so mühsam erstellten Plan geschaut. Halt die Schnauze – Dein blödes Geschwätz hat mir grade noch gefehlt! Nach ein bisschen herumirren, nachdem ich schon fast an den Toren von Neuf-Brisach geklopft hatte war ich wieder auf der richtigen Spur und kurbelte selbstbewusst Richtung Rhein. Doch halt, was ist da vorn? Wer kommt mir da mitten in der Nacht entgegen? Eine Traumgestalt? Komme ich mir nun schon selbst entgegen?
 Ein Randonneur. Wo willst Du hin, mein Freund? Er: „Ich fahre dem Track nach, hier geht’s lang!!“. „Du bist falsch, mein Freund -Du kannst dem Track folgen, wenn Du willst, aber glaub mir bitte, bitte glaub mir, der Rhein liegt in Deinem Rücken“.„Aber ich bin auf dem Track!!“ „Wenn Du dem Track weiter in falscher Richtung folgen willst, will ich dich nicht abhalten, aber ich fahr jedenfalls nach Freiburg!!“ Da fiel der Groschen, und Martin war froh, dass ich mich verfahren hatte und ihm zeigte, wo´s langgeht. Mein Pech hatte sich als Glück erwiesen – wenn auch für einen Anderen. Kurz vor der Rheinbrücke stießen wir auf eine schweigsame, letzte Gruppe auf dieser kuriosen Fahrt, die mich nach Freiburg zog. Jetzt war es schön, wieder in Gesellschaft zu sein. Und ganze drei Minuten mussten wir noch warten, denn um Punkt fünf Uhr wurde das erste Bier an der Tanke ausgegeben.

 Ich fühlte mich kurz wie ein Sieger, doch die Erleichterung, dass nun alles vorbei war, überstieg  dieses Gefühl bei Weitem. Tiefste Zufriedenheit breitete sich in mir aus.
Man muss nicht jede Frage beantworten. Man muss eigentlich gar nicht jede Frage stellen. Der Blick in die Gesichter meiner letzten Begleiter und ein Blick in die gezeichneten Gesichter und strahlenden Augen der neu Ankommenden klärte vollumfänglich jedes unnötige „Warum?“.